« letztes Kapitel | zurück zur Übersicht | nächstes Kapitel »
Biokraftstoff - Pflanzen
Rohstoffe
Produkte
Biodiesel
Biodiesel ist der bei uns bekannteste und
am Weitesten verbreitete biogene Kraftstoff.
An den Dieselmotor angepasst, traegt
Biodiesel heute bereits mit gut einer
Million Tonnen pro Jahr zum Treibstoffverbrauch
in Deutschland bei. Viele Hersteller
geben ihre Fahrzeuge direkt ab
Werk für den Einsatz von Biodiesel frei,
andere bieten entsprechende Lösungen
als Sonderausstattung oder Zubehoer an.
Seit 2004 mischen Mineralölkonzerne
Biodiesel herkoemmlichem Diesel zudem
mit bis zu fuenf Prozent bei, ohne dass hierfuer
gesonderte technische Voraussetzungen
vom Fahrzeughalter zu beachten sind.
Rohstoffe
Viele Menschen denken bei Biodiesel an
bluehende Rapsfelder, und in der Tat wird
er in Deutschland aus Raps gewonnen.
Als Ausgangsbasis sind aber auch andere
Pflanzenöle sowie Altspeise- und Tierfette
möglich.
Herstellung
Für den Chemiker handelt es sich bei
Biodiesel um Pflanzenoelmethylester bzw.
Fettsaeuremethylester, auch als Fatty Acid
Methylester (FAME) bezeichnet. Ausserdem
ist die Abkürzung RME für Rapsoelmethylester
gebraeuchlich. Biodiesel ist
also nicht mit Pflanzenöl zu verwechseln,
sondern daraus hergestellt.
Die Herstellung von Biodiesel erfolgt
durch Umrüstung von Pflanzenöl. Hierfür
ist Methanol notwendig, das mit
Pflanzenöl im Verhältnis 1 :9 gemischt wird. Zusaetzlich wird 0,5 bis ein Prozent eines
Katalysators bei einer Temperatur von 50
bis 80 °C zugefuehrt. Bei der dann ablaufenden
chemischen Reaktion wird das
Pflanzenoelmolekuel, das aus Glycerin und
drei Fettsaeureketten besteht, aufgespaltet.
Die Fettsaeuren verbinden sich mit Methanol
zu Biodiesel. Zusaetzlich entsteht Glycerin,
ein Alkohol, der in vielen Bereichen
wie der Pharma- und Lebensmittelindustrie
und der Oleochemie Anwendung
findet und normalerweise synthetisch hergestellt
wird.
Kraftstoffeigenschaften und
-qualitaet
Während beim Einsatz reinen Pflanzenöls,
wie im vorherigen Kapitel beschrieben,
der Motor an den Kraftstoff angepasst
werden muss, handelt es sich bei
der Umrüstung zu Biodiesel um eine
Anpassung des Kraftstoffs an den Motor.
Biodiesel hat, was die Viskosität und die
Zündwilligkeit betrifft, ähnliche Eigenschaften
wie fossiler Diesel. Durch die
Zugabe von Additiven, die auch bei herkoemmlichem Kraftstoff üblich ist,
wird zudem die Wintertauglichkeit
erreicht – bis minus 20 °C kann mit Biodiesel
problemlos gefahren werden.
Die Schmierfaehigkeit von Biodiesel,
wichtig für einen geringen Verschleiss des
Motors, ist sogar deutlich höher als die
von fossilem Kraftstoff. Etwas geringer
ist hingegen der Energiegehalt pro Liter,
der zu einem Mehrverbrauch von bis zu
fuenf Prozent führen kann.
In nicht freigegebenen Fahrzeugen können
die loesungsmittelaehnlichen Eigenschaften
von Biodiesel problematisch
werden, die Kunststoff- und Gummibauteile
wie Dichtungen und Benzinleitungen
im Motor angreifen. Wenn nach
laengerer Fahrzeit ausschliesslich mit
Mineralöl-Diesel erstmals Biodiesel getankt
wird, kann dieser ausserdem Kraftstoffrückstände
lösen, die moeglicherweise
den Filter verstopfen. Es empfiehlt sich
deshalb, den Kraftstofffilter nach einigen
Tankfuellungen mit Biodiesel zu wechseln.
Die für die Kraftstoffqualitaet notwendigen
Anforderungen sind in der europaweit
gueltigen Norm DIN EN 14214 festgeschrieben,
die in Deutschland durch
Aufnahme in die Kraftstoffqualitaetsund
Kennzeichnungsverordnung, die
10. BImSchV, gesetzlich verankert wurde.
Biodiesel zählt damit als erster Biokraftstoff
zu den so genannten handelsueblichen
Kraftstoffen und unterliegt unangemeldeten
Kontrollen durch Laenderdienststellen.
oeffentliche Tankstellen sind
verpflichtet, die normgerechte Qualität des Kraftstoffs durch Anbringen des DINAufklebers
an den Zapfsäulen kenntlich
zu machen.
Zusaetzlich hat sich ein Grossteil der deutschen
und oesterreichischen Biodieselhersteller
in der Arbeitsgemeinschaft Qualitaetsmanagement
Biodiesel e.V. (AGQM)
zusammengeschlossen, um durch eigene
Massnahmen die Einhaltung der Norm zu
gewaehrleisten. Auch zahlreiche Biodiesel-
Tankstellen sind Mitglied und durch ein
Kontrollzeichen an den Zapfsäulen erkennbar.
Freigabe
Bereits die deutsche Vornorm war die
Grundlage für einige Automobilhersteller, viele ihrer Modelle für Biodiesel freizugeben.
Insbesondere der Volkswagen-Konzern,
aber auch andere Hersteller haben
eine Vielzahl ihrer Modelle für Biodieseltauglich
erklärt. Bei den freigegebenen
Modellreihen sind empfindliche Kunststoff-
und Gummibauteile schon vom
Hersteller durch resistente Materialien
ersetzt worden.
In juengster Zeit werden Freigaben nur
noch in Verbindung mit speziellen Biodiesel-
Paketen erteilt. Hauptgrund ist die
neue EU-Abgas-Norm Euro IV, die 2005 in
Kraft getreten ist. Aufgrund relativ hoher
Stickoxid-Emissionen kann Biodiesel als
Reinkraftstoff die strengeren Werte dieser
Norm nicht mehr ohne Weiteres einhalten.
Mit Hilfe eines Sensors, der verschiedene
Kraftstoffe oder –mischungen erkennt, kann
das Motormanagement auf das jeweilige
Kraftstoffmischungsverhaeltnis eingestellt
und die Verbrennung entsprechend optimiert
werden. So lassen sich auch die
Abgasgrenzwerte von Euro IV ohne Problem
unterschreiten. Der Biodieselsensor
ist mittlerweile als Zusatzausruestung
für einige neue VW- und Audi-Modelle
erhältlich.
Verbreitung
Biodiesel ist bislang der einzige Biokraftstoff,
für den eine ausgepraegte Infrastruktur
existiert. An bundesweit mittlerweile
1.800 Tankstellen ist er flaechendeckend
erhältlich.
Biodiesel ist günstiger als fossiler Diesel,
die Preisdifferenz ist jedoch geringer als
bei Pflanzenöl. Andererseits fallen bis
auf einen leicht erhoehten Wartungsaufwand
für Filter- und oelwechsel keine
Kosten für eine Umrüstung an. Nicht
zuletzt aufgrund dieser oekonomischen
Vorteile hat sich Biodiesel in den letzten
zwoelf Jahren einen beachtlichen Anteil
am Kraftstoffmarkt erobert, der 2004 bei
1,8 Prozent des Gesamtverbrauchs oder
eine Million Tonnen in Deutschland lag.
Neben den privaten Autofahrern, die ihn
an freien Tankstellen tanken, wird Biodiesel
auch von Betreibern groesserer Fahrzeugflotten
wie Taxiunternehmen und
Speditionen mit eigenen Tankeinrichtungen
eingesetzt. Etwa zwei Drittel des Biodiesels
wurde bis Ende 2004 an diese Kundengruppe geliefert. Seit Beginn 2004
mischen einige der grossen Mineralölkonzerne
dem von ihnen verkauften herkoemmlichen
Dieselkraftstoff Biodiesel
bis zu fuenf Prozent zu. Bei der Beimischung
werden laut Mineralöl- und Automobilindustrie
keine Probleme mit der Einhaltung
der Euro IV-Abgas-Norm erwartet.
Die Umrüstung von Traktoren und landwirtschaftlichen
Maschinen auf Biodiesel
wird vom Bundesverbraucherschutzministerium
ab 2005 durch ein Foerderprogramm
unterstuetzt.
Umweltaspekte
Mit seiner positiven Energiebilanz – der
Nettoenergiegewinn liegt bei etwa dem
dreifachen der für die Herstellung und
Logistik eingesetzten Energie – spart Biodiesel
grosse Mengen Erdöl als auch fossiler
CO2-Emissionen ein. Biodiesel ist durch
das Umweltbundesamt in die Wassergefährdungsklasse
1 für schwach wassergefaehrdende
Stoffe eingestuft worden,
wärend sich Diesel in Klasse 2 „wassergefährdend“
und Benzin in Klasse 3 „stark
wassergefährdend“ befindet. In Untersuchungen
zur biologischen Abbaubarkeit
wurde festgestellt, dass Biodiesel in 21
Tagen zu über 98 Prozent abgebaut wird.
« letztes Kapitel | zurück zur Übersicht | nächstes Kapitel » |