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Rapsanbau als Nutzpflanze in Deutschland

Durchbruch mit Doppel-Null-Raps

Raps wird schon seit Jahrhunderten wegen des hohen oelgehaltes seiner Samenkoerner kultiviert. Urspruenglich stammt er aus dem oestlichen Mittelmeerraum und wurde zur Gewinnung von Speise- und vor allem Lampenoel verwendet. In Mitteleuropa wird Raps etwa seit dem 14. Jahrhundert angebaut, aber erst ab dem 17. Jahrhundert in groesserem Stil. Während des Zweiten Weltkriegs diente er vor allem der Herstellung von Margarine.

RapsflanzeNeben seiner Nutzung als Speiseoel und als Rohstoff für Speisefette wird Raps in Deutschland hauptsaechlich zur Herstellung technischer Produkte angebaut. Der Anbau von Winterraps zur Ernte 2004 belaeuft sich nach den aktuellen Schaetzungen des Marktforschungsinstituts Kleffmann auf rund 1,23 Millionen Hektar, was einer Rapssamenmenge von ca. 3,5 Millionen Tonnen entspricht. Weit über die Haelfte des in Deutschland produzierten Pflanzenöls ist mittlerweile Rapsöl.
Neben den vielfaeltigen neuen Nutzungsmoeglichkeiten des 00-Rapses liegt die wachsende Popularitaet des Rapsanbaus vor allem an der Landwirtschaftspolitik der EU: Landwirte bekommen Stilllegungspraemien für so genannte „konjunkturell stillgelegte Flaechen“; auf diesen Flaechen ist der Anbau von Raps als „nachwachsender Rohstoff“ aber möglich und beihilfefaehig.

Rapsöl (Rueboel) wird vor allem für die Herstellung von Schmierstoffen verwendet, auch für Reinigungsmittel und Kosmetika und als "Poel" in angepassten Dieselmotoren. Der nach dem Auspressen der oelsaat verbleibende Presskuchen wird anstelle von Sojaschrot als eiweissreicher Futterzusatz für Tierfutter verwendet.
Auch das bei der Ernte verbleibende Rapsstroh kann weiter genutzt werden, z.B. zur Energiegewinnung.

Da der Raps Senfoelglykoside (Glucosinolate) enthaelt, aus denen bei Verletzung oder Bearbeitung Allylsenfoel entsteht, ist er wegen dessen bitteren und beissenden Geschmacks als Speiseoel recht unbeliebt gewesen; Rapsöl galt als Arme-Leute-Öl. Der bittere Geschmack schraenkte auch eine Nutzung als Tierfutter ein. Seine Hauptbedeutung hatte er als Brennstoff für oellampen und in manchen Regionen als Teil der Fruchtfolgewirtschaft. Denn Raps, vor allem Sommerraps, sorgt mit einer guten Durchwurzelung des Bodens für dessen gute Durchlueftung und Sauerstoffversorgung. Wird Raps als Gruenduengung eingesetzt, sorgen seine untergepfluegten bzw. eingearbeiteten Teile für eine organische Naehrstoffversorgung des Bodens.

Lange Zeit spielte der Rapsanbau in Deutschland kaum eine Rolle. Die Öle, die sich daraus extrahieren liessen, schmeckten bitter und kamen allenfalls in Not- und Krisenzeiten als Öl oder Margarine auf den Tisch. Noch 1974 verarbeitete die Lebensmittelindustrie nur knapp ein Drittel der Rapsernte; der Rest ging als Rohstoff in verschiedene Zweige der Chemieindustrie.

Paps - Rapsanbau in Deutschland
Raps-Anbauflaechen in Deutschland seit 1880 (in 1000 ha)

Das kuemmerliche Dasein aenderte sich, als es Pflanzenzuechtern gelang, zwei Inhaltstoffe zu unterdruecken, die bis dahin die Tauglichkeit von Raps als Lebens- und Futtermittel eingeschraenkt hatten. Ohne die heute ueblichen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren entwickelten die Zuechter "neuartige" Sorten und machten damit den Rapsanbau für Landwirte attraktiv.

1960 fand eine kanadische Wissenschaftlerin in einer deutschen Sommerrapssorte einzelne mutierte Pflanzen, deren Öl keine Erucasaeure enthielt. Diese einfach ungesaettigte Fettsaeure hinterlaesst einen kratzig-bitteren Beigeschmack und war bis dahin der Hauptgrund, weshalb Raps ueberwiegend für technische Zwecke verwendet wurde.

Es dauerte gut zehn Jahre, bis die ersten erucasaeure-freien Rapssorten mit guten Ertrags- und Anbaueigenschaften auf den Markt kamen. Sie wurden auch als "0-Raps" bezeichnet.

Doch es gab weitere Inhaltsstoffe, die eine wirtschaftlich attraktive Raps-Verwertung verhinderten - Glucosinolate. Sie stoerten vor allem im Viehfutter, das aus dem eiweissreichen Presskuchen gewonnen werden kann, der nach der oelgewinnung übrig bleibt. Aus Glucosinolaten können bestimmte Abbauprodukte entstehen, die in höheren Konzentrationen giftig sind und zu Stoffwechselstoerungen führen.

Noch einmal 10 Jahre später gelang ein weiterer Durchbruch. Mit Hilfe verbesserter Analysemethoden fand man gucosinolat-arme Rapsformen. Diese Eigenschaft wurde mit zuechterischen Mitteln in gaengige Rapssorten eingebracht. Damit verringerte sich der Glucosinolatgehalt des 0-Rapses um über 90 Prozent.

Mitte der 80er Jahre standen den Landwirten neue Rapssorten zur Verfuegung, die sowohl erucasaeure- wie glucosinolatarm waren und 00-Raps (Doppel-Null) genannt wurden. In den letzten Jahren konnten zudem über die Hybridzuechtung die Ertraege der Qualitaetsrapssorten deutlich gesteigert werden.

Der Rapsanbau war nun wirtschaftlich interessant - und immer mehr Landwirte saeten die neuen Sorten aus. Inzwischen wird in Deutschland nahezu die gesamte Anbauflaeche mit 00-Raps bestellt.

Mehr Rapsanbau durch Biodiesel

"Weg vom Öl": Die Europäische Union hat sich die Foerderung von Kraftstoffen aus erneuerbaren Rohstoffen auf die Fahnen geschrieben. Der wichtigste Rohstoff für die Erzeugung von Biodiesel ist Raps - und die Flaechen, auf denen er angebaut wird, nehmen stetig zu.

Die Europäische Union hat in ihrer Biokraftstoff-Richtlinie das Ziel formuliert, den Anteil der Biotreibstoffe an allen in Europa verbrauchten Kraftstoffen bis zum Jahr 2010 auf 5,75 Prozent zu steigern. Biodiesel kann wie konventioneller, auf fossiler Rohstoffbasis erzeugter Diesel genutzt werden.

Biodiesel ist in der Produktion etwa doppelt so teuer wie konventioneller Diesel. Um den Absatz zu fördern, ist Biodiesel in Deutschland bisher von der für Kraftstoffe ueblichen Besteuerung ausgenommen. Derzeit wird diskutiert, die Steuerbefreiung für Biodiesel einzuschraenken oder vollstaendig aufzuheben. Um dennoch den Absatz von Biodiesel zu sichern, soll zusaetzlich ein Beimischungszwang für Biodiesel in konventionellen Diesel eingeführt werden.

Als Rohstoff für die Erzeugung von Biodiesel wird in Europa ausschliesslich Rapsöl genutzt. Es wird in oelmuehlen aus den Pflanzensamen gewonnen und dann in Produktionsanlagen zu Biodiesel (chemisch: Rapsmethylester) weiterverarbeitet. Rapssamen haben einen oelgehalt von 40 bis 50 Prozent. Aus einem durchschnittlichen Ertrag von drei bis vier Tonnen Rapssamen je Hektar Anbauflaeche lassen sich zwischen 1.300 und 1.700 Liter Biodiesel gewinnen.

Produktion und Absatz. Die Biodieselproduktion in Deutschland waechst kräftig. Im Jahr 1998 wurden rund 50.000 Tonnen Biodiesel produziert. 2005 waren es bereits 2,3 Millionen Tonnen. Bis Ende 2006 wird mit Verarbeitungskapazitaeten von 3,4 Millionen Tonnen gerechnet. Der Inlandabsatz von Biodiesel lag 2005 bei rund 1,8 Millionen Tonnen. Er wird als Reinkraftstoff verkauft oder dem konventionellen Diesel beigemischt.

Anbauflaechen: Die zunehmende Nachfrage der Biodieselerzeuger nach Raps hat zu einer starken Ausdehnung der Anbauflaechen in Deutschland gefuehrt. Im Jahr 2005 wurde Raps auf insgesamt rund 1,3 Millionen Hektar oder knapp 11 Prozent aller Ackerflaechen angebaut. Auf mehr als zwei Dritteln der Rapsflaechen, rund 900.000 Hektar im Jahr 2005, wurde Raps für die Biodieselproduktion erzeugt. Weitere 100.000 Hektar liefern Raps für andere industrielle Verwendungszwecke, etwa technische Öle und Fette. Die restlichen Flaechen dienten der Erzeugung von Raps für die Nahrungs- und Futtermittelindustrie.

Landwirte dürfen Raps auf Stilllegungsflaechen anbauen, wenn die Ernte ausschliesslich im Nicht-Nahrungsmittelbereich genutzt wird. Sie können unter bestimmten Auflagen eine EU-Energiepflanzenpraemie in Hoehe von 45 Euro je Hektar Rapsanbauflaeche erhalten, wenn sie Energiepflanzen auf Nicht-Stilllegungsflaechen anbauen. Beide Massnahmen schaffen zusaetzliche Einnahmen für die Landwirte und sichern die Rohstoffversorgung der Biodieselindustrie.

In Zukunft nur noch Biodiesel?
Deutschland wird bereits im Jahr 2006 die Vorgabe der Europaeischen Union für das Jahr 2010 erreichen und 5,75 Prozent des Dieselverbrauchs aus Biomasse erzeugen. Einer weiteren Ausdehnung des Rapsanbaus sind natürliche und anbautechnische Grenzen gesetzt. Fachleute schaetzen das Anbaupotenzial für Raps in Deutschland auf 1,6 bis maximal 1,8 Millionen Hektar. Werden davon kuenftig 1,5 Millionen Hektar für die Biodieselerzeugung genutzt, koennten mehr als 2 Millionen Tonnen Biodiesel auf Basis heimischer Rohstoffe erzeugt werden. Bei einem Dieselverbrauch von zuletzt insgesamt rund 30 Millionen Tonnen in Deutschland pro Jahr, kann jedoch nur ein Bruchteil des Dieselverbrauchs durch Biodiesel ersetzt werden.

 

 

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