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Gesamtwirtschaftliche Bewertung des Rapsanbaus zur Biodieselproduktion in Deutschland

Quantifizierung der volkswirtschaftlichen Effekte der Produktionskette von Biodiesel

Mit einer Input-Output-Analyse lassen sich die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen aller Aktivitaeten, die in mittelbarem sowie unmittelbarem Zusammenhang mit der Produktionskette Raps – Biodiesel stehen, bewerten. Dazu gehoeren• Rapsanbau auf sog. Stilllegungsflaechen (Nonfood-Flaechen) sowie

  • Rapsanbau auf herkoemmlichen Produktionsflaechen
    (Food-Flaechen),
  • oelgewinnung und Umrüstung zu Biodiesel,
  • alle anfallenden Transport- und Handelsdienstleistungen.

Ebenfalls zu berücksichtigen sind alle mit dem Rapsanbau einhergehenden zusaetzlichen Leistungen sowie die anfallenden Kuppelprodukte der oelgewinnung und der Umrüstung.
Auftretende Verdraengungseffekte, sei es bei der Nutzung landwirtschaftlicher Flaechen, sei es auf den Produktmaerkten für das Hauptprodukt Biodiesel oder die verschiedenen Kuppelprodukte, sind ebenfalls entsprechend zu bewerten.
Unter gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen sind insbesondere Veraenderungen der folgenden Grössen zu verstehen:

 

• Sozialprodukt,
• Beschaeftigung,
• Steueraufkommen,
• Subventionen,
• Importe,
• Kapitalverbrauch (Abschreibungen),
• Verbrauch (privat),
• Einkommen aus unselbstaendiger Arbeit,
• Einkommen aus Unternehmertaetigkeit und Vermoegen.

Die Input-Output-Tabellen des Statistischen Bundesamtes sind der Ausgangspunkt für die Berechungen der angefuehrten volkswirtschaftlichen Effekte. Diese bilden die gueter- und produktionsmaessigen Verflechtungen innerhalb der gesamten Volkswirtschaft sowie zum Rest der Welt ab. Die vorliegenden amtlichen Tabellen für das Jahr 1995 werden hinsichtlich der Produktivitaets- und Preisentwicklungen auf das Jahr 2000 aktualisiert. Zur modellmaessigen Erfassung der Produktionskette Raps – Biodiesel werden eigene Sektoren formuliert und mit ihren jeweiligen mengen- und wertmaessigen Verflechtungen in das Gesamtsystem der Input- Output-Rechnung integriert.

Diese Methode bietet den Vorteil, dass neben den direkten Wirkungen auch alle indirekten Effekte der Vorleistungsverflechtung und der Multiplikatoren der erzielten Einkommen auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erfasst bzw. berücksichtigt werden. Damit lassen sich nicht nur die zusaetzlich angestossene Nachfrage nach Guetern und Dienstleistungen, sondern auch das zusaetzliche Steueraufkommen quantifizieren.

Einschraenkend ist jedoch festzustellen, dass es sich um einen quantitativ-statischen Modellansatz handelt. Die tatsaechlichen dynamischen Reaktionen und Prozesse auf Maerkten sind im Einzelnen nicht vorhersehbar. Es können nur konditionierte Aussagen getroffen werden, die im Lichte der eingeflossenen Annahmen bewertet werden müssen. Damit erhalten diese einen ganz entscheidenden Stellenwert.

Als Referenzsituation wird die deutsche Wirtschaft ohne die Aktivitaet bzw. Produktionskette Raps – Biodiesel herangezogen. Unterstellt ist dabei eine hypothetische Situation für das Jahr 2003, für die die im Folgenden beschriebenen Annahmen gelten. Mit dem gewaehlten Ansatz wird also die Gesamtheit der volkswirtschaftlichen Effekte bewertet, die der Existenz der Produktionskette Raps – Biodiesel jaehrlich bzw. für das gewaehlte Zieljahr 2003 zuzurechnen sind.

Im Modell nicht berücksichtigt wurden die verschiedenen oekologischen Effekte, die der Verwendung von Biodiesel an Stelle von fossilem Kraftstoff zuzuschreiben sind. Dafür bedarf es anderer oekonomischer Ansaetze (z.B. oekobilanzen), deren Ergebnisse als gesondert zu wertende Argumente in die Gesamtdiskussion einfliessen können.

Raps von Stilllegungsflaechen ist für inlaendische Biodieselproduktion nicht mehr ausreichend

Zum Annahmengeruest hinsichtlich der landwirtschaftlichen Produktionsebene gehört, dass auch 2003 an dem eingefuehrten Instrument der Flaechenstilllegung (zur Drosselung der Nahrungsmittelproduktion) festgehalten wird und der Anbau nachwachsender Rohstoffe auf diesen Flaechen gestattet ist. Allerdings ist entsprechend dem Blair-House-Abkommen der Anbau von oelsaaten auf den sog. Nonfood-Flaechen EU-weit nach wie vor auf einen Umfang begrenzt, der durch den Anfall von 1 Mill. Tonnen Sojaschrotaequivalent vorgegeben ist. Aus diesem Grunde wird für Deutschland ein Anbau von Raps auf Nonfood-Flaechen lediglich im Umfang von 350 000 ha veranschlagt. Als Folge eines wachsenden Biodieselmarktes wird angenommen, dass weitere 350 000 ha Raps auf herkoemmlichen Food-Flaechen zur Verwertung für Biodiesel angebaut werden. Angesichts hoher oelsaateneinfuhren in den vergangenen Jahren wird für das Modell unterstellt, dass es infolge des Rapsanbaus zur Verwendung als Biodiesel zu keiner Einschraenkung des Food-Rapsanbaus kommt, so dass von einer Ausweitung des Rapsanbaus auf nicht stillgelegten Flaechen um 350 000 ha auszugehen ist.

Die wichtigste betriebswirtschaftliche Alternative zur »Nutzung « stillgelegter Flaechen in Deutschland ist die »aktive Begruenung «. Die wirtschaftlichen Ansprueche und Ertraege dieses »Produktionszweiges« sind daher quantitativ im Ansatz zu berücksichtigen.

Beim Anbau von Raps auf Food-Flaechen wird davon ausgegangen, dass diese Aktivitaet insgesamt gesehen zu Lasten der Getreideerzeugung geht, auch wenn einzelbetriebliche Fruchtfolgeueberlegungen zu anderen Entscheidungen führen können. Raps steht in den gebraeuchlichsten Fruchtfolgen vor Winterweizen. Eine Einschraenkung von Zuckerrueben oder Silomais, beides Fruechte, die ebenfalls häufig vor Winterweizen stehen, ist als Folge des Rapsanbaus dagegen nicht anzunehmen. Zuckerrueben werden wegen ihrer grossen relativen Vorzueglichkeit auf jeden Fall im Umfang bestehender Kontingente angebaut. Der Umfang des Silomaisanbaus wird dagegen vom Rauhfutterbedarf in der Rinderhaltung bestimmt. Wenn es dort zu einer Einschraenkung kommen sollte, ist diese nicht ursaechlich der Einführung der Produktionskette Raps – Biodiesel anzulasten. Daraus folgt, dass auch die wirtschaftlichen Ansprueche und Ertraege der »entgangenen« Getreideerzeugung im Ansatz zu berücksichtigen sind. Dies schlaegt sich nicht nur auf der Ebene der landwirtschaftlichen Erzeugung (z.B. bei den Vorleistungen), sondern auch auf der Ebene der Vermarktung nieder. Auf ueberschuessigen Maerkten bedeutet eine verminderte Getreideproduktion Kostenersparnis bei der Intervention oder der Exporterstattung.

Flaechenbeihilfen und Stilllegungspraemien sind nicht zu berücksichtigen, da die beiden jeweils konkurrierenden Produktionsverfahren auf Food- wie auch auf Nonfood-Flaechen unter den Bedingungen des Jahres 2003 auch mit den jeweils gleichen Praemiensaetzen bzw. Beihilfen bedacht werden. Damit ergibt sich weder für die empfangenden Landwirte noch für den Staat ein Unterschied.

In welchem Umfang tatsaechlich Raps zur Biodieselproduktion auf Food-Flaechen angebaut wird und in welchen Regionen dies geschieht, haengt ganz entscheidend von den zu erwartenden Raps- und Getreidepreisen ab und damit von der – regional unterschiedlich zu bewertenden– relativen Vorzueglichkeit der Rapserzeugung gegenüber der von Getreide. Rapsanbau auf– verkuerzt ausgedrueckt – Getreideflaechen wird erst dann in nennenswertem Umfang erfolgen, wenn der Deckungsbeitrag von Raps, erhöht um dessen Vorfruchtwert, dem Deckungsbeitrag von Getreide entspricht. Die sich einstellende regionale Verteilung kann mit einem Input-Output-Modell nicht ermittelt werden. Anhaltspunkte sind u.a. Untersuchungen der Universitaet Kiel (Langbehn und Plessmann 1998) zu entnehmen, die die relative Vorzueglichkeit von Raps auf verschiedenen Standorten und bei verschiedenen Preiskonstellationen ermitteln.

Für die volkswirtschaftlichen Effekte, die von der landwirtschaftlichen Produktionsebene ausgehen, sind die zu unterstellenden Preise für Raps und die Alternativfrucht Weizen von massgeblicher Bedeutung. Laesst man die unterstellte Vorleistungsstruktur und die Annahmen über die Vorleistungskosten konstant und variiert die genannten Erzeugerpreise, so schlagen diese direkt auf die Deckungsbeitraege durch.

Wie bereits erwaehnt, stellt der Vorfruchtwert von Raps aus einzelbetrieblicher Sicht ein nicht zu vernachlaessigendes Kriterium für die Beurteilung der relativen Vorzueglichkeit von Raps in der landwirtschaftlichen Erzeugung dar. Er resultiert aus naturalen Mehrertraegen der Folgekultur, i.d.R. Getreide, sowie aus Kosteneinsparungen bei deren Anbau. Da sich diese »Nebenleistung« der Rapsproduktion monetaer auswirkt, ist sie auch in die volkswirtschaftliche Bewertung einzubeziehen.

Ein häufig uebersehener Zusammenhang ist, dass infolge der Verdraengung von Getreide durch Raps der Umfang der mit Bluetenpflanzen bestellten Ackerflaechen entsprechend zunimmt. Um eine gute Rapsernte zu erzielen, ist die Praesenz Blueten besuchender Insekten nuetzlich, was weitgehend durch gezielte Aktivitaeten der Imkereiwirtschaft (Aufbau zusaetzlicher Voelker, Transport der Voelker zu den Rapsstandorten) sichergestellt wird. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist daher auch die zurechenbare Honigproduktion als eine durch Erweiterung des Rapsanbaus induzierte Wertschoepfung zu betrachten und in das Gesamtmodell zu integrieren. Allerdings sollte man angesichts der duennen Datenlage zur Imkereiwirtschaft nur mit vorsichtigen Ansaetzen operieren. Für den Rapsanbau auf Stilllegungsflaechen wurde kein zusaetzlicher Honigertrag in Ansatz gebracht, weil auch bei den verschiedenen Verfahren der Begruenung Bluetenpflanzen eine nicht geringe Rolle spielen.

Transporte und Handelsdienstleistungen sind nur naeherungsweise zu erfassen

Transporte zwischen landwirtschaftlicher Erzeugungsebene und den Abnehmern oelmuehle bzw. Ausfuhrlager (bei der Alternative Getreide) sowie die zugehoerigen Handelsdienstleistungen sind prinzipiell im Modell mit zu berücksichtigen. Da eine differenzierte Erfassung dieser Leistungen extrem aufwendig ist, wird bei oelsaaten in einem vereinfachten Ansatz die Differenz zwischen dem Einstandspreis oelmuehle und Abgabepreis Landwirtschaft genommen und mit 20,45 Euro pro Tonne veranschlagt. Für die Transporte von Getreide zum Ausfuhrlager und zugehoerige Handelsdienstleistungen wird ein Satz zugrunde gelegt, der sich an den von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernaehrung (BLE) verwendeten Transportpauschalen orientiert. Dieser liegt ebenfalls bei 20,45 Euro pro Tonne. Die weitere Aufteilung der Kosten für Transporte und Handelsdienstleistungen erfolgt in Anlehnung an andere (groessere) Sektoren des Input-Output- Modells. Unter Transportgesichtspunkten steht die Rapsernte der gesamten Flaeche von 700 000 ha der verdraengten Getreideproduktion von 350 000 ha gegenüber. Bei der unterstellten Ertragsrelation sind die zu transportierenden Mengen Raps und die nicht mehr für den Transport anstehenden Mengen Getreide gleich hoch, so dass sich die jeweiligen Effekte aufheben.

Anlagen zur oelgewinnung und Umrüstung sind sehr unterschiedlich strukturiert

Das Groessenspektrum bei den oelmuehlen reicht von kleinen Unternehmen mit nur oertlichem Rohwarenbezug bis hin zu Grossanlagen der Food-Industrie. Ebenso ist es auch bei den Umesterungsanlagen, von denen die kleinsten eine Verarbeitungskapazitaet von 2 000 Tonnen und die grössten von 120 000 Tonnen pro Jahr aufweisen. Eine grosse fachliche Herausforderung war es, angesichts der unterschiedlichen Groessenstrukturen die Kosten- und Vorleistungsstruktur so zu definieren, dass sie dem »Durchschnitt« in der deutschen Biodieselwirtschaft entsprechen.
Ein Teil der Umesterungsanlagen arbeitet im sog. Annexverfahren, d.h. oelerzeugung und Umrüstung finden in unmittelbarer raeumlicher Naehe zueinander und in einem Unternehmensverbund statt. Bezueglich der Aufteilung wird angenommen, dass 400 000 Tonnen Rapsöl in Annex- Anlagen umgeestert werden, der Rest in Einzel-Anlagen, die sich nicht in unmittelbarer Naehe einer oelmuehle befinden. Die Einstandspreise frei Umesterungsanlage beinhalten die Kosten für die Lieferung des oeles und zugehoeriger Handelsdienstleistungen. Als Verarbeitungskosten wurden 102,25 q/Tonne in Einzelanlagen veranschlagt, für Annex-Anlagen liegen die Kosten um ein Drittel niedriger. oelgewinnung und Umrüstung sind zwar unter technischen Gesichtspunkten verschiedene Prozesse. Für die Darstellung der Ergebnisse werden sie zu einem Sektor zusammenfasst, da sie nur durch eine feste Mengenbeziehung, das umzuesternde Öl, verbunden sind. Die für Transporte und Handelsdienstleistungen zu veranschlagenden Kosten, die für Rapsöl zur Verarbeitung in Einzelanlagen anfallen, werden dem Gesamtsektor oelgewinnung – Umrüstung als Kosten angelastet. Bei Annex- Anlagen entfaellt diese Position definitionsgemaess.

Preisszenarien müssen vorgegeben werden

Da bei der Input-Output-Rechnung die sich einstellenden Preise nicht endogen ermittelt
werden, sondern exogen vorgegeben werden müssen, ist darauf zu achten, dass einerseits die Anzahl der Preisvarianten begrenzt bleibt, andererseits aber die an den Maerkten stark variierenden Preise durch alternative und realistische Niveaus abgebildet werden. Für die wichtigsten im Modellansatz verwendeten Preiskomponenten wurden jeweils drei unterschiedlich hohe Niveaus formuliert. Dabei entspricht der mittlere Preis in der Regel einem Level, das rueckblickend für die vergangenen Jahre als Mittel angesehen werden kann. Für die Modellkalkulation wird zunaechst von einem mittleren Preisniveau auf allen Ebenen ausgegangen. Diese Basisvariante wird in den uebersichten mit »m« bezeichnet. Eine Hochpreisvariante, gekennzeichnet mit »h«, liefert Ergebnisse, die durchaus realistisch sind. Die Niedrigpreisvariante ist vor allem für die Landwirtschaft so wenig attraktiv, dass bei Fortbestehen eines solchen Preisniveaus mit Einbruechen in der Erzeugung zu rechnen ist. Für die Quantifizierung volkwirtschaftlicher Effekte eines kommenden Jahres hat sie daher wenig Relevanz.

Vorleistungsgefuege und Produktionskosten wurden auf allen Ebenen der Produktionskette Raps– Biodiesel als nicht zu variieren festgelegt. Auch die auf der Ebene der landwirtschaftlichen Erzeugung relevanten Alternativverfahren »aktive Begruenung« und »Getreideerzeugung« sowie die Honigerzeugung werden bezueglich ihrer Leistungen konstant gehalten.

Preisszenarien für Rapsöl

Für Rapssaat, Rapsöl, Rapsschrot, Biodiesel, Glycerin und fossilen Diesel wurden jeweils drei alternative Preisszenarien formuliert, so z.B. für Rapssaat: 143,15 qbzw. 204,50 Euro bzw. 255,65 Euro pro Tonne Raps frei oelmuehle. Geht man im Landesdurchschnitt von 20,45 qpro Tonne für Transporte und Handelsdienstleistungen (ab Hof – frei oelmuehle) aus und veranschlagt wegen des erhoehten Verwaltungsaufwands für Nawaro-Raps einen Preisabstand gegenüber »normalem« Raps von 5,11 qpro Tonne, ergeben sich damit für die Landwirtschaft folgende Preiskonstellationen:

  Nawaro-Raps »normaler« Raps
niedrig 120,15 €/t 125,25 €/t
mittel 181,51 €/t 186,62 €/t
hoch 232,64 €/t 237,75 €/t


Diesen Niedrig-, Mittel- und Hochpreisszenarien wurden jeweils oelpreise und Schrotpreise zugeordnet, wie sie den jeweiligen Datengeruesten zu entnehmen sind.

Es gehört zu den technischen Vorteilen von Biodiesel, dass dieser Biokraftstoff in Serienmotoren eingesetzt werden kann und eine beliebige Mischung mit herkoemmlichem Diesel möglich ist. Für die Preisbildung bedeutet das, dass Biodiesel austauschbar ist und Pkw-Fahrer sowie Flottenbetreiber mit einem oder mehreren für Biodiesel freigegebenen Fahrzeugen in der Regel preisorientiert einkaufen. Deshalb sind die auf dem Markt für Biodiesel erzielbaren Preise von den zum jeweiligen Zeitpunkt massgeblichen Dieselpreisen bzw. den Rohoelpreisen auf dem Weltmarkt sowie dem Dollarkurs abhaengig. Auch für 2003 wird gegenüber Dieselkraftstoff ein Preisabschlag von 9,2 Cent/Liter frei Tankstelle unterstellt, wie er sich derzeit auf dem Markt herausgebildet hat. Ab Umesterungsanlage wird mit einem mittleren Preisniveau von 0,51 € pro Liter gerechnet, das Hochpreisniveau ist mit 0,64 € pro Liter angesetzt.

Im Modellansatz wird davon ausgegangen, dass durch die inlaendische Biodieselproduktion Einfuhren von fossilem Diesel verdraengt werden (entspr. ca. 15 bis 16% der Einfuhren der vergangenen Jahre). Damit kann man Austauschbeziehungen, die sich in einer Verminderung der bisherigen Verarbeitung von Rohöl niederschlagen wuerden, ausser Acht lassen.

Bei der Festlegung der Glycerinpreise wird unterstellt, dass im Jahre 2003 das gesamte anfallende Rohglycerin destilliert und als Pharmaqualitaet abgesetzt wird. Beim Absatz von Glycerin und Kaliumsulfat ist grundsaetzlich von offenen Maerkten mit regen weltweiten Aussenhandelsbeziehungen auszugehen, so dass es durch eine zusaetzliche Herstellung dieser beiden Produkte auf dem deutschen Markt selbst zu keinen direkten Verdraengungs- oder Austauschprozessen kommen wird. Angesichts des weiter steigenden Angebots von Glycerin wird jedoch kein Hochpreisniveau angesetzt.

Aufgrund der Situation auf dem deutschen Futtermittelmarkt wird angenommen, dass anfallendes Rapsextraktionsschrot zu Lasten eingefuehrten Sojaschrots in der Futtermittelherstellung eingesetzt wird. In diesem Kontext ist die unterschiedliche Wertigkeit zu berücksichtigen, die sich aus dem Anteil verdaulichen Eiweisses ergibt. Transport- und Handelsdienstleistungen werden für Rapsschrot nicht in Ansatz gebracht. Es liegen keine verwertbaren Angaben dafuer vor, ob und inwieweit sich beim Vertrieb von importiertem Sojaschrot ab Empfangsstation im Vergleich zum Vertrieb von Rapsschrot ab oelmuehle unterschiedlich anzusetzende Kosten für Transport- und Handelsdienstleistungen ergeben. Das gleiche gilt für den Ersatz von importiertem Diesel gegenüber im Inland erzeugtem Biodiesel. Für Glycerin und Kaliumsulfat sind die Marktund Transportbedingungen so wenig klar einzuschaetzen, dass auf eine Bewertung von Transport- und Handelsdienstleistungen verzichtet wurde.

Rapserzeugung traegt zur Einsparung von Interventionskosten für Getreide bei

Die Kosten der Intervention sind alle anfallenden Kosten, die mit dem Aufkauf, der Lagerung und dem Verkauf von Getreide durch Interventionsstellen in Zusammenhang stehen. Sie können nur, gestuetzt durch Erfahrungswerte der vergangenen Jahre, plausibel gesetzt werden. In der Vergangenheit beliefen sich die Kosten der Intervention auf ca. 51,13 € je Tonne. Niedriger lagen im Allgemeinen die Erstattungen beim Export. Da ab 2001 ein vergleichsweise niedriger Interventionspreis von 101,31 € pro Tonne gilt, ist auch für das Jahr 2003 mit niedrigeren Erzeugerpreisen als bisher und damit auch mit einem geringeren Erstattungsbedarf bei Exporten zu rechnen. Je nach Marktlage auf dem Weltmarkt konnten in der Vergangenheit Erstattungsbetraege von bis zu 40,90 € je Tonne Getreide faellig werden. Für die Zukunft ist vielleicht mit einem durchschnittlichen Satz von 20,45 € pro Tonne zu rechnen.

Eingesparte Interventionskosten nehmen keinen Einfluss auf die modellinternen Rechengaenge. Sie sind gesondert zu berechnen und können als Einsparung an Staatsausgaben aehnlich wie zusaetzliche Steuereinnahmen bzw. Steuerrueckfluesse gewertet werden.

Dem Fiskus entgehen 2003 eine halbe Mrd. € an Mineralölsteuern

Bei einem Mineralölsteuersatz von 0,47 € je Liter Dieselkraftstoff für 2003 entgehen dem Staat bei einem Biodieselverkauf in Hoehe der hier unterstellten Erzeugung von 955 500 Tonnen Biodiesel Steuereinnahmen in einer Hoehe von 497,5 Mill. q. Dieser Wert muss jedoch geringfuegig, um knapp 0,5 Mill. €, nach unten korrigiert werden, da seit Einführung der zweiten Stufe der Ökosteuer für Dieselkraftstoff, der im oeffentlichen Nahverkehr eingesetzt wird, eine Steuerrueckverguetung von 3,83 Cent je Liter gewaehrt wurde. Zusammen mit weiteren Mindereinnahmen, die aus entfallenden Importabgaben resultieren, belaufen sich die zu veranschlagenden Einnahmeausfaelle auf insgesamt 501 Mill. €.

Zusaetzliche Einkommen und Investitionen führen zu einer weitgehenden Kompensation der staatlichen Einnahmenausfaelle

Die Produktionskette Raps – Biodiesel traegt zur Entstehung von Arbeitnehmereinkommen und Einkommen aus Unternehmertaetigkeit und Vermoegen bei. Diese belaufen sich bei der Preisvariante m originaer auf 524,6 Mill. €, bei der Preisvariante h auf 690,8 Mill. €. Durch den Keynesschen Multiplikator und den Akzeleratoreffekt erhoehen sich diese auf 807,8 Mill. qbzw. 1,03 Mrd.€. Während der Keynessche Multiplikator dazu dient, die durch zusaetzliche Einkommen induzierte Konsumnachfrage zu quantifizieren, bezieht sich der Akzelerator auf den Kapitalverbrauch (Abschreibungen) und die dadurch induzierten Reinvestitionen. Dieser volkswirtschaftliche Einkommenszuwachs entspricht einer zusaetzlichen Beschaeftigung von 18 230 Personen bei der Preisvariante m, die sich aus Selbstaendigen, abhaengig Beschaeftigten und mithelfenden Familienangehoerigen zusammensetzen, und bei der Preisvariante h sind es 19 720. Davon entfallen allein 7 170 zusaetzlich beschaeftigte Personen (Preisvariante m), bzw. 8 660 (Preisvariante h) auf den Keynesschen und den Akzeleratoreffekt.

Angesichts des raschen Strukturwandels auf der landwirtschaftlichen Produktionsebene ist es jedoch problematisch, von einem Zuwachs an Arbeitsplaetzen zu sprechen. Es handelt sich jedoch um zusaetzliche Arbeitsvolumina, die entlohnt werden, und für die in typischen landwirtschaftlichen Einzelbetrieben zum Beispiel entsprechend mehr der verfuegbaren Familienarbeitskraft eingesetzt wird. In landwirtschaftlichen Betrieben mit Fremdarbeitskraeften, wie sie in Ostdeutschland weitgehend das Bild praegen, kann es sich dagegen durchaus um »echte« Arbeitsplatzeffekte handeln.

Die Steuerrueckfluesse belaufen sich bei Variante m auf 154,7 Mill. q, bei Variante h auf 194 Mill. q. Zusammen mit den eingesparten Interventionskosten für Getreide, die mit 50,1 Mill. q angesetzt wurden, entspricht das 41 bzw. 49% des staatlichen Einnahmeausfalls. Rechnet man die Steuerrueckfluesse aus der Imkerei in Hoehe von 14 Mill. q dazu, erhoehen sich die Koeffizienten auf rund 44 bzw. 51%. Neben der Finanzverwaltung profitiert auch das System der Sozialversicherung durch zusaetzliche Einnahmen, die sich insgesamt (einschliesslich Imkerei) auf 145,8 Mill. q (m) bzw. 158,8 Mill. q(h) belaufen. Diese »Rueckfluesse« sind zwar nicht unmittelbar mit Steuerrueckfluessen zu vergleichen, da ihnen zukuenftige Leistungsansprueche gegenueberstehen. Ihnen kommt deshalb ein eigener argumentativer Stellenwert zu, der angesichts der Lage der Sozialversicherungskassen ebenfalls von Gewicht ist. Fasst man jedoch Steuerrueckfluesse und zusaetzliche Sozialversicherungseinnahmen zusammen, so belaufen sich die zusaetzlichen kompensierenden Leistungen der Produktionskette Raps – Biodiesel auf 73 bzw. 83% der staatlichen Mindereinnahmen. Die genannten Werte duerften in Wirklichkeit sogar noch etwas höher liegen, weil aus Mangel an verlaesslichen Daten nicht alle Ebenen induzierter Wirtschaftstaetigkeit im Modell hatten berücksichtigt werden können. Dazu gehoeren

  • die Transport- und Handelsdienstleistungen, die im Vertrieb von Biodiesel anfallen (und denen entsprechende»Einsparungen bei herkoemmlichem Diesel gegenüber zu stellen waeren),
  • die Investitionen in die Infrastruktur von Tankstellen und
  • die Investitionen und Arbeiten bei den Motoren- bzw. Fahrzeugherstellern, die im Kontext mit der Herstellung der Biodieseltauglichkeit von Motoren, den jeweiligen Pruefvorgaengen und den Freigaben stehen.

Angesichts der ermittelten volkswirtschaftlichen Effekte der Produktionskette Raps – Biodiesel, insbesondere der weitgehenden Kompensation der Steuerausfaelle bei einem Verzicht auf eine Einführung der Kraftstoffsteuer für Biodiesel, lässt sich die Ansicht vertreten, dass es gesellschaftlich zu rechtfertigen ist, die verbleibenden Mindereinnahmen den positiven Effekten des Einsatzes von Biodiesel anzurechnen. Diese bestehen in einem geringeren Ausstoss an Schadstoffen, was sich in Innenstadtbereichen guenstig auswirkt, und vor allem in der leichten biologischen Abbaubarkeit, die insbesondere in umweltsensiblen Bereichen von grosser Bedeutung ist. Der vorbeugende Boden-, Gewaesser- und Trinkwasserschutz legt es geradezu nahe, auf den Einsatz von fossilen Treibstoffen ueberall dort zu verzichten, wo eine potentielle Gefaehrdung von Boeden und Grundwasser resp. Trinkwasserreserven gegeben ist, zumal in der Form von Biokraftstoffen umweltvertraegliche und unmittelbar einsetzbare Alternativen gegeben sind. Die Möglichkeiten, die die EU-Vorschlaege in dieser Hinsicht einraeumen, sollten von Seiten der nationalen Politik auf jeden Fall ausgeschoepft werden.

Autoren: Manfred Schoepe und Guenter Britschkat
Quelle: ifo Institut für Wirtschaftsforschung
Literatur
Langbehn, C. und F. Plessmann (1998), Rapsanbau nach der Agenda 2000, Studie des Institutes für Agraroekonomie, Kiel.

 

 

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