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DAS BIOKRAFTSTOFFPOTENZIAL AUSSCHoePFEN
EIN STRATEGISCHES KONZEPT
Die Kommission hat bereits in ihrem juengst verabschiedeten Aktionsplan für Biomasse
mehrere Massnahmen beschrieben, mit denen die Nutzung aller Arten von Biomasse zur
Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen gefördert werden soll. Mit der hier
beschriebenen EU-Strategie für Biokraftstoffe werden die folgenden drei Ziele verfolgt:
• Biokraftstoffe sollen in der EU und in Entwicklungslaendern staerker gefördert werden, es
soll – unter Beruecksichtigung des Aspekts der Wettbewerbsfaehigkeit – darauf geachtet
werden, dass ihre Erzeugung und Verwendung insgesamt umweltfreundlich ist und dass sie
zu den Zielen der Lissabon-Strategie beitragen;
• der Biokraftstoffnutzung auf breiter Basis soll der Weg bereitet werden, indem durch den
optimierten Anbau der geeigneten Rohstoffe, die Erforschung der Biokraftstoffe der „zweiten Generation“, die Foerderung der Marktdurchdringung durch groessere
Demonstrationsprojekte und die Abschaffung von nichttechnischen Hindernissen die
Wettbewerbsfaehigkeit gesteigert wird;
• es soll untersucht werden, welche Möglichkeiten in den Entwicklungslaendern und
besonders den von der Reform der EU-Zuckerregelung betroffenen Laendern bestehen, um
Rohstoffe für Biokraftstoffe zu erzeugen, und es soll festgelegt werden, welche Rolle die
EU bei der Foerderung der nachhaltigen Biokraftstofferzeugung spielen könnte.
Biokraftstoffe der ersten Generation
Heutzutage können die Biokraftstoffe der ersten Generation in den meisten Fahrzeugen zu
einem geringen Prozentanteil den konventionellen Kraftstoffen beigemischt und über die
bestehende Infrastruktur vertrieben werden. Einige Dieselfahrzeuge können mit reinem
Biodiesel (B100) betrieben werden, und weltweit sind in vielen Laendern bereits so genannte„Flex-Fuel“-Fahrzeuge auf dem Markt. Der einfachste Weg für den Verkehrssektor,
unmittelbar zur Verwirklichung der Kyoto-Ziele beizutragen, besteht darin, einen Anteil des
Diesel- oder Ottokraftstoffs durch Biokraftstoffe zu ersetzen; zudem wuerde dann der gesamte
Fahrzeugbestand einen Beitrag leisten. Die Entwicklung eines Ersatzes für Dieselkraftstoff ist
für Europa besonders wichtig, da die EU derzeit Nettoimporteur von Dieselkraftstoff ist,
wärend sie Ottokraftstoff exportiert.
Doch auch mit modernster Technik können die in der EU erzeugten Biokraftstoffe aufgrund
ihrer hohen Kosten kaum mit fossilen Kraftstoffen konkurrieren. Beim derzeitigen Stand der
Technik ist in der EU erzeugter Biodiesel bei einem Erdoelpreis von etwa 60 EUR pro Barrel,
Bioethanol hingegen erst bei einem Ölpreis von etwa 90 EUR pro Barrel wettbewerbsfaehig.
Biokraftstoffe können als alternative Kraftstoffe im Verkehrssektor genutzt werden wie andere
Alternativen – Fluessigerdgas (LNG), komprimiertes Erdgas (CNG), Flüssiggas (LPG) und
Wasserstoff – auch. Die Foerderung der Verwendung der derzeit verfuegbaren Biokraftstoffe
kann als notwendiger Zwischenschritt gesehen werden, um Treibhausgasemissionen zu
reduzieren, die Energiequellen des Verkehrssektors zu diversifizieren und die EU-Wirtschaft
auf Alternativen im Verkehrssektor vorzubereiten, auch wenn diese derzeit noch nicht
ausgereift sind. Indem sich die EU aktiv dem weltweiten Trend zu Biokraftstoffen anschliesst
und sicherstellt, dass diese nachhaltig erzeugt werden, kann sie ihre Erfahrung und ihr Wissen
ausschoepfen und exportieren und gleichzeitig Forschungsarbeiten einleiten, um dafuer zu
sorgen, dass wir bei den technischen Entwicklungen auch kuenftig an der Spitze stehen. Eine
klare EU-Strategie wird ausserdem zur Senkung der Produktionskosten beitragen.
Die Biokraftstoffstrategie kann nur zum Erfolg führen, wenn die Rohstoffversorgung gesichert
ist. Deswegen müssen einige Bestimmungen der Gemeinsamen Agrarpolitik ueberprueft und
erforderlichenfalls geaendert werden. Der erwartete Anstieg des Welthandels mit
Biokraftstoffen wird ebenfalls dazu beitragen, die Versorgung der EU und anderer Weltteile
zu sichern.
Die Errichtung von Anlagen zur Erzeugung alternativer Kraftstoffe, die Einführung neuer
Motortypen und die Anpassung des Tankstellennetzes benoetigen langfristige Investitionen, die
stabile Nachfrageprognosen voraussetzen. Das bedeutet, dass die angebotsseitigen
Massnahmen durch ein wirksames marktgestuetztes System von Anreizen ergaenzt werden
müssen. Mittelfristig werden zusaetzliche Investitionen erforderlich werden, um neue
Technologien und Rohstoffe einsatzfaehig zu machen. Forstwirtschaftliche Erzeugnisse und
Abfallstoffe werden zunehmend wichtig werden, wenn es gelingt, die Verfahren der zweiten
Generation wirksam am Markt abzusetzen.
Um das Beste aus den derzeitigen und kuenftigen Chancen zu machen, will die Kommission
dem Markt für Biokraftstoffe der ersten Generation, der durch neue Technologien ergaenzt
wird, sobald diese marktfaehig sind, Impulse geben.
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